Eltern mit Kindern im lesefähigen Alter kennen das Problem. Das Kind sitzt lieber passiv vor dem Flatscreen-Fernseher, als einmal ein Buch zur Hand zu nehmen. Je nach Engagement der Eltern ist dieses Problem mal mehr mal weniger ausgeprägt, der Charakter des Kindes spielt natürlich auch eine Rolle. Oft genug sind diese Probleme aber hausgemacht und haben ihre Ursache im Verhalten der Eltern. Dabei spielt es weniger eine Rolle, wie lange die Eltern selber vor dem Bildschirm sitzen (wobei eine gewisse Vorbildfunktion natürlich schon wichtig ist), sondern welche Alternativen sie ihren Kindern dazu bieten.
Bilderbücher statt Bilderwelten auf dem Flatscreen
Denn lesen wird ein Kind nur dann freiwillig, wenn das Buch auch interessant und kindgerecht aufgemacht ist. Den Anfang machen hier schon Bilderbücher ohne oder mit ganz wenig Text. Die müssen natürlich zusammen mit den Eltern erkundet werden. So schön die Bilderwelten auf dem Flatscreen-Fernseher sein mögen: hin und wieder die Flimmerkiste aus zu lassen und dafür ein schönes Bilderbuch zu betrachten, kann sicher nicht schaden.
Zeigen die Eltern keinerlei Interesse daran, wird auch das Kind kein Interesse für Lesen im Allgemeinen entwicklen. Viel wichtiger als möglichst viele pädagogisch wertvolle Bücher anzuschaffen ist es, sich zusammen mit dem Kind mit dem Buch zu beschäftigen. Nur so lernt es den Umgang damit und findet Spaß daran.
Später folgen dann, Schritt für Schritt, richtige Bücher oder auch Comics. Hier sollte auf den Geschmack des Kindes geachtet werden. Kinder finden andere Themen interessant als Erwachsene. Und Comics sind entgegen mancher Vorurteile nicht schädlich für das Leseverständnis sondern ebenso nützlich wie jede andere Lektüre.
Einem Kind zum Eintritt in die Schule als erstes Buch ein pädagogisch perfektes Kinderlexikon zu schenken wird den gewünschten Erfolg wohl verfehlen. Viel effektiver ist es, dem Kind mit spannenden Geschichten schon lange vorher die Lust am Lesen zu vermitteln. Denn dann wird es ganz von alleine irgendwann zu den Büchern greifen, die auch Wissen vermitteln – schon aus reiner Neugier.
Die Befürchtung, die zunehmende Mediennutzung, nicht nur von Fernsehen sondern auch von Internet & Co. würde den Kindern den Spaß am Lesen noch ganz nehmen, bewahrheitet sich übrigens nicht. Wie die Jim-Studie 2011 (Jugend, Information, (Multi-)Media) des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest belegt, ist der Fernseh- und Internetkonsum unter Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren zwar enorm, aber immerhin greifen 44 Prozent der Befragten regelmäßig zu einem Buch, 1998 waren es nur 38 Prozent. Eine Steigerung ist also zu verzeichnen, das Buch wird allem Anschein nach wieder „cool“.
Das Fernsehen völlig zu verteufeln, ist aber selbstverständlich auch nicht der richtige Weg. Denn auch gute Kinderfilme wie Oben, Ratatouille oder Wall-E können dem Kind in seiner Entwicklung weiterhelfen- das richtige Maß vorausgesetzt.